Der plötzliche Herzstillstand kann jeden überall treffen
Köln, 30.08.2016 – Bei einem Herzstillstand zählt jede Sekunde – und damit vor allem das rasche Eingreifen von Laien und der schnelle Einsatz eines Defibrillators. PULS der Verein zur Bekämpfung des plötzlichen Herztodes lanciert daher mit seinen Partnern, unter anderem ZOLL Medical, seit Juni bis Ende des Jahres eine ungewöhnliche Informationskampagne in Wien: mit den Wildecker Herzbuben als Testimonials wird unter dem Titel „Schock fürs Herzilein“ das Potential von Defibrillatoren im Kampf gegen den plötzlichen Herztod im Bewusstsein der Öffentlichkeit verankert.
Dr. Mario Krammel, geschäftsführender Präsident von PULS sowie Anästhesist und Intensivmediziner an der MedUni in Wien berichtet im folgenden Interview über die Maßnahmen und Ziele der Kampagne sowie über Laienreanimation und über die Bedeutung der Feedback-Funktion bei Defibrillatoren.
Frage: Wie ist die Idee für die Kampagne entstanden?
Krammel: Wir haben nach einer Möglichkeit gesucht, unsere Botschaft mit größtmöglichem Impact zu kom-munizieren: Effiziente Hilfe bei Herzstillstand gelingt optimal mit sofortiger Herzdruckmassage und dem schnel-len Einsatz eines Defibrillators – derzeit greifen Zeugen in nur 42% der Notfälle helfend ein. Wichtig war uns dabei, klar zu machen, dass man nichts falsch machen kann – nur Nichtstun ist falsch. Die Kampagne soll mit einem Augenzwinkern Berührungsängste bei der Verwendung eines Defibrillators abbauen – durch seinen Einsatz kann die Überlebensrate von derzeit 11% auf bis zu 70% erhöht werden.
Frage: Wie sieht die Kampagne im Detail aus und welche Aktionen sind geplant?
Krammel: Die Kampagne wurde mit einer Reihe von Partnern, wie ZOLL Medical, Gewista, dem Bundesministerium für Gesundheit, der MedUni Wien, der Kronen Zeitung und der Stadt Wien umgesetzt.Sie beinhaltet Außenwerbung mit speziellen Plakaten, einen Film sowie das Lied „Schock fürs Herzilein“ von den Wildecker Herzbuben und verschiedene Aktionen wie zum Beispiel kostenlose Schulungsangebote (Hands-On Trainings), Infostände und ein Gewinnspiel, bei dem es einen AED Plus® von ZOLL zu gewinnen gab. Der direkte Kontakt zu den Menschen ist uns sehr wichtig.
Frage: Wer soll erreicht werden?
Krammel: Erreichen wollen wir jeden. Unsere Vision ist eine aufgeklärte und hilfsbereite Gesellschaft. Durch Aufklärung, dem Schaffen von Aufmerksamkeit und Schulungen soll Mut zur Hilfsbereitschaft geschaffen werden. Eingreifen statt wegschauen soll selbstverständlich werden.
Frage: Wie ist der Kontakt zu ZOLL entstanden und seit wann besteht er?
Krammel: Die Produkte von ZOLL im AED-Bereich mit Echtzeit-Feedback haben uns überzeugt. Aus diesem Kontakt ist eine gute Partnerschaft entstanden. Mittlerweile werden die Defibrillatoren von ZOLL in vielen Projekten von PULS eingesetzt. Das jüngste Beispiel hierfür ist das First Responder Projekt der Polizei im Burgenland. Die Zusammenarbeit zwischen ZOLL und PULS besteht seit 5 Jahren, denn mit verlässlicher und zeitgemäßer Technologie ist ZOLL ein wichtiger Partner im Bereich Medizinprodukte.
Frage: Wie wichtig ist Ihrer Meinung nach die Laienreanimation?
Krammel: Die Interaktion zwischen Leitstellendisponent und dem Ersthelfer, der Wiederbelebungsmaßnahmen durchführt, sowie der rechtzeitige Einsatz eines Defibrillator sind der Schlüssel, um das Überleben eines Herz-/Kreislaufstillstandes außerhalb des Krankenhauses zu verbessern.
In der Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes hängt das Überleben des Patienten davon ab, dass Notfallzeugen mit der Wiederbelebung beginnen und – wenn vorhanden – einen Defibrillator einsetzen. Unverzüglich eingeleitete Wiederbelebungsmaßnahmen können die Überlebensraten verdoppeln bis verdreifachen.
Frage: Was muss getan werden, um die Laienreanimation zu steigern?
Krammel: Die größte Hemmschwelle ist oft die Angst, etwas falsch zu machen. Hier setzt auch PULS mit einer doppelten Strategie an: Erstens sollen Defibrillatoren möglichst flächendeckend im öffentlichen Raum verfügbar sein. Durch eine Defibrillation innerhalb von 3-5 Minuten nach dem Herz-/Kreislaufstillstand können Überlebensraten von 50-70% erreicht werden. Eine frühzeitige Defibrillation kann durch Notfallzeugen unter Verwendung von öffentlich zugänglichen AEDs durchgeführt werden.
Eine klare Empfehlung des Leitlinien 2015 ist daher AEDs an viel besuchten Orten wie Flughäfen, Bahn- oder Busstationen, Sportstätten, Einkaufszentren, etc. zu installieren. Zweitens braucht es die Förderung der bereits angesprochenen „Kultur des Eingreifens im Ernstfall“.
Frage: Wie wichtig ist ein Defibrillator mit Feedback-Funktion wie z.B. der AED Plus von ZOLL?
Krammel: Die Qualität der Herzdruckmassage ist maßgeblich für das Outcome des Patienten. Es geht hier einerseits um die Drucktiefe, andererseits um die Kompressionsfrequenz. Darüber hinaus muss der Brustkorb nach jeder Kompression vollständig entlastet werden. Um diese qualitativ hochwertige Herzdruckmassage zu erreichen, ist die Feedback-Funktion eines Defibrillators sehr wichtig.
Der Einsatz eines Defibrillator mit Echtzeit-Feedback bei der Reanimation sollte demnach als Teil einer umfas-senden Qualitätssteigerungsinitiative zur Wiederbelebung betrachtet werden und in der heutigen Zeit zum fixen Standard in der Versorgung von Reanimationspatienten gehören.
Dr. Mario Krammel
Über den Verein Puls
Der gemeinnützige Verein Puls hat sich dem Kampf gegen den plötzlichen Herztod verschrieben. Neben Aufklärungsarbeit zur Förderung einer „Kultur des Helfens“ steht die möglichst flächendeckende Installation von öffentlich zugänglichen Defis im Fokus der Arbeit.
Weiterführende Informationen über die Aktivitäten und Ziele von Puls gibt es unter http://www.puls.at
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